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Fokus

Institut Bildung & Gesellschaft

Das Institut Bildung & Gesellschaft beschäftigt sich mit der Erforschung von Bildungs- und Lebenschancen, Chancengerechtigkeit sowie der Thematik der gesellschaftlichen Partizipation von Kindern und Jugendlichen in formellen und informellen Bildungssettings. Der Fokus richtet sich sowohl auf einen professionellen Umgang mit Diversität in der Schule als auch auf den Erwerb professioneller Kompetenzen bei angehenden Lehrpersonen an der Hochschule. Eine grosse Bedeutung wird zudem Übergangprozessen zwischen Bildungsstufen und der politischen Partizipation von Jugendlichen zugesprochen. Das Institut führt eigene Förderprojekte, Evaluationen und Grundlagenstudien durch. Ein primäres Ziel sämtlicher wissenschaftlicher Aktivitäten ist der unmittelbare Wissenstransfer von Forschungserkenntnissen in die Lehrpersonenausbildung.

Bildung und Partizipation

Das Projekt geht davon aus, dass Demokratie gelernt werden muss und dass die Institution «Schule» einen äusserst geeigneten Ort für diesen Lernprozess darstellt. Deswegen setzt das Projekt genau dort an und untersucht im Rahmen einer trinationalen Jugendstudie in der Bodenseeregion und in vertiefenden Fallanalysen, wo in Schulen Partizipation stattfindet und wie Demokratie in Schulen gelernt werden kann. Das Projekt soll grundlegende Erkenntnisse zu den Möglichkeiten demokratiepraktischen Lernens weitervermitteln, damit eine Partizipationsspirale in Gang gesetzt werden kann. Hierdurch leistet das Projekt einen Beitrag zum sozialen, nationale Grenzen überschreitenden Lernen und damit auch zur Aktivierung und Demokratisierung der Bodenseeregion.

Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse finden unmittelbar Eingang in die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern, ermöglichen weiterführende ländervergleichende Forschung und bilden die Grundlage für die Weiterentwicklung partizipativer didaktischer Formate. Zudem wurde erstmals eine gemeinsame Datenbasis geschaffen, die vergleichende Analysen von Jugendlichen in drei Ländern des Bodenseeraums ermöglicht.

Zu diesem Zweck erhob die PHSG mittels einer Onlinebefragung Daten von Jugendlichen auf der Oberstufe in den Ostschweizer Kantonen St.Gallen, Appenzell-Ausserrhoden, Glarus sowie Graubünden. In einem ersten Schritt wurde der Einfluss von strukturellen (Schultyp, Schulkultur, Demokratisierungsgrad der Schule) und personalen Bedingungen (soziale Herkunft, Gender und Migrationshintergrund, Schulzufriedenheit sowie die Wahrnehmung der Lehrpersonen) auf das wahrgenommene Ausmass schulischer Partizipation (Mitbestimmung in den Bereichen «Unterricht», «Extracurricular» sowie «Schulorganisatorische Belange») untersucht. In einem zweiten Schritt wurde der Frage nachgegangen, inwieweit Zusammenhänge zwischen den personalen und strukturellen Bedingungen und den demokratiebezogenen Einstellungen (politisches Interesse, demokratische Einstellung) und Kompetenzen (Selbstwahrnehmung politischer Kompetenz, Perspektivübernahmekompetenzen) der Schülerinnen und Schüler bestehen. Im dritten Schritt wiederum wurden in allen drei Ländern ergänzende qualitative Fallstudien in einzelnen Schulen durchgeführt, um Faktoren, die zum Gelingen, aber auch zum Scheitern schulischer Partizipation beitragen, vertieft zu analysieren. Die auf diese Weise gewonnenen Resultate wurden zu einem Partizipationskompass für Lehrpersonen und Schulleitungen zusammengestellt, der zentrale Befunde der Studie sowie Handlungsempfehlungen für Schulen enthält. Zu diesem Kompass führte die PHSG im Juni 2022 gemeinsam mit den Projektpartnerinnen ein virtuelles Barcamp für Interessierte aus Forschung und Praxis durch.

Methodik: Standardisierte Onlinebefragung im Klassenraum, geschichtete Klumpenstichprobe (Schulklassen als Cluster), angestrebte Stichprobengrösse: 1’500 Schülerinnen und Schüler (90 Schulklassen). Fallstudien auf Schulebene (teilstandardisierte Interviews, Gruppeninterviews, Dokumentenanalysen), Stichprobengrösse: 3 Schulen.

Kooperation
Pädagogische Hochschule Vorarlberg, Zeppelin Universität Friedrichshafen

Laufzeit
2019 bis 2021

Finanzierung
Internationale Bodenseehochschule (IBH)

Leitung
Michael Beck (Leitung PHSG), Gudrun Quenzel (Leitung PH Vorarlberg und Gesamtprojektleitung), Sebastian Jungkunz (Leitung Zeppelin Universität)

Team
Julia Ha, Alessandro Renna, Martina Schläpfer (PHSG), Katharina Meusburger, Martina Ott (PH Vorarlberg)

«ACCOMPAGNA – Bildungschancen für neu zugewanderte Kinder erhöhen»

«Das Projekt ACCOMPAGNA hat mir für meinen zukünftigen Beruf als Lehrperson weitergeholfen und mir einen ganz neuen Einblick in die Tätigkeiten einer Lehrperson gegeben. Wir lernen in unserem Studium viele didaktische Vorgehensweisen und fachliche Grundlagen. Jedoch zeigt uns niemand, wie man mit Jugendlichen umgeht, die von einem anderen Land geflüchtet sind oder kein Deutsch können. Das ist eine grosse Herausforderung und ich war froh, dass ich diese Erfahrung sammeln konnte.»
– Studentin im Projekt «ACCOMPAGNA»

Mit dem Entwicklungsprojekt «ACCOMPAGNA» leistet die PHSG einen Beitrag zur schulischen Integration von neu zugewanderten Kindern mit hohem Unterstützungsbedarf (mehrheitlich mit Fluchterfahrung) in die Volksschule. Studierende der PHSG begleiten je ein neu zugewandertes Kind, das eine Ostschweizer Primar- oder Oberstufenklasse besucht. Bei wöchentlichen Treffen im Schulhaus des Kindes unterstützen sie es während sechs bis zwölf Monaten in fachlichen und schulorganisatorischen Belangen sowie im Bereich von Lernstrategien. Der individuelle Unterstützungsbedarf wird mit der jeweiligen Klassenlehrperson abgesprochen. Die Studierenden berücksichtigen die Voraussetzungen der Kinder und setzen direkt bei deren Bedürfnissen an.

Ziele des Projekts sind die Erhöhung der Bildungschancen von neu zugewanderten Kindern sowie die Stärkung der Kompetenzen angehender Lehrpersonen bezüglich eines diversitätssensiblen und ressourcenorientierten Umgangs mit neu zugewanderten Kindern.

Seit Beginn des Projekts «ACCOMPAGNA» im August 2016 wurden bereits über 120 neu zugewanderte Kinder und Jugendliche – mehrheitlich mit Fluchterfahrung – von Studierenden der PHSG individuell unterstützt. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen stammten aus insgesamt 26 Herkunftsstaaten.

Inzwischen haben bereits über hundert Studierende der PHSG im Rahmen von «ACCOMPAGNA» ein zugewandertes Kind begleitet. Die Erkenntnisse aus den für die Studierenden obligatorischen Austauschtreffen sind eindrücklich und bestätigen die Wichtigkeit von Aneignungsräumen für diversitätssensibles Lehren und Lernen. Insbesondere erwähnen Studierende, dass das ressourcenorientierte Arbeiten mit der Zielgruppe in hohem Masse geschätzt werde, und sie beschreiben dieses Arbeiten als zentrale Kompetenz. Dies wiederum biete viel Sicherheit für diversitätssensibles Unterrichten im Schulalltag.

Ausgehend vom Entwicklungsprojekt «ACCOMPAGNA» werden zurzeit zwei Forschungsprojekte ausgearbeitet: Im einen Projekt sollen die Bildungsverläufe schulpflichtiger Kinder aus dem Asylbereich untersucht werden, während im anderen Projekt die Aussagen und Berichte der Studierenden hinsichtlich ihres Professionalisierungszuwachses analysiert werden sollen. Seit dem Herbstsemester 2019/20 wird «ACCOMPAGNA» im Studiengang «Sekundarstufe I» als Vertiefungsseminar im Studienbereich «Erziehungswissenschaften» angeboten, um das Projekt noch stärker in die Regelstrukturen der PHSG zu integrieren.

Laufzeit
seit 2016

Finanzierung
Staatssekretariat für Migration (SEM) (2016), Paul Schiller Stiftung, Zürich (2016–2021), Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung, Kanton St.Gallen (2018–2021), PHSG (Strategieprojekt)

Team
Sonja Bischoff (operative Projektleitung), Julia Ha; Christian Brühwiler (strategische Projektverantwortung)

Literaturhinweise/Publikationen

Conversano, D. (2017). Wegbegleiter auf Zeit. Bildung Schweiz, 162 (5), 18–20. Verfügbar unter diesem Link.

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